28.7. Bundesregierung öffnet Wasserstoffstrategie für Gas
Am 26. Juli beschloss die Bundesregierung eine Erweiterung ihrer Wasserstoffstrategie. Jetzt wird nicht nur klimaneutraler grüner Strom für die Erzeugung von Wasserstoff gefördert, sondern auch besonders klimaschädliches Flüssiggas.
Aus dem TAZ Artikel: "Dabei wurde schon vor drei Jahren deutlich, dass Deutschland in großem Stil auf Wasserstoff aus dem Ausland angewiesen sein wird. Ausreichende Mengen an erneuerbar erzeugtem Strom für eine komplette Dekarbonisierung wird Deutschland nämlich nicht erzeugen können. Daher geht das Bundesforschungsministerium davon aus, dass Deutschland bis 2050 rund 45 Millionen Tonnen Wasserstoff jährlich wird importieren müssen. Um diese Menge zu gewinnen, benötigt man etwa viermal so viel Strom, wie Deutschland derzeit jährlich verbraucht."
Aus einem ND-Artikel: "Blauer Wasserstoff entsteht aus fossilen Brennstoffen. Unter hohem Druck und hohen Temperaturen wird meist Erdgas in Wasserstoff und Kohlendioxid umgewandelt. Diese sogenannte Dampfreformierung hat einen Wirkungsgrad von etwa 60 bis 70 Prozent – etwa zehn Prozentpunkte weniger als bei der Erzeugung von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse. Das entstandene CO2 soll nicht in die Atmosphäre gepustet, sondern mittels der CCS-Technologie abgeschieden und gespeichert werden. Und das perspektivisch in großen Mengen, schließlich entstehen für jede Tonne Wasserstoff zehn Tonnen CO2.
Auch türkiser Wasserstoff ist in der Theorie klimaneutral. Hier wird mittels Pyrolyse Methan – der Hauptbestandteil von Erdgas – unter hohen Temperaturen in seine Bestandteile Wasserstoff und Kohlenstoff gespalten, letzterer nicht als Treibhausgas, sondern in fester Form. Vergleichsweise unwichtig dürfte auch in Zukunft der orange Wasserstoff bleiben, der unter Verwendung von Strom aus Biogas- oder Müllverbrennungsanlagen hergestellt wird."
Im Internet sind zahlreiche Kommentare zu diesem verhängnisvollen Beschluss zu finden.
Hier eine Auswahl:
- Klimareporter: "Wasserstoffstrategie öffnet sich für Erdgas und CCS"
- BUND: "Schneller, grüner Wasserstoffhochlauf benötigt mehr zivilgesellschaftliche Beteiligung und klarere Nachhaltigkeitsregeln"
- taz: "Energie soll aus Übersee kommen"
- ND-aktuel: "Tür und Tor für Erdgas geöffnet"
- heise online: "Bundesregierung beschließt Wasserstoffstrategie"
"Deutschland bekommt eine neue Wasserstoffstrategie. Anders als in der früheren Version der Strategie wird nicht nur "grüner" Wasserstoff förderungsfähig.
Das Bundeskabinett hat in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch die "Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie" beschlossen. Damit wird die frühere, im Juni 2020 verabschiedete Strategie neuen, höheren Zielen angepasst: Bis 2030 sollen in Deutschland Erzeugungsanlagen für eine Elektrolysekapazität von mindestens 10 GW klimaneutral entstehen. Das wären doppelt so viel wie bisher geplant.
Der restliche Bedarf soll durch Importe gedeckt werden, dafür werde noch eine gesonderte Importstrategie entwickelt, heißt es in der Strategie. Branchen wie die Stahl-, Glas- oder Papierindustrie könnten dann verstärkt Wasserstoff einsetzen, um den COâ‚‚-Ausstoß deutlich zu reduzieren."