2.3. Wasserstofflabor für Marbacher Gymnasium

Administrator (Reinhard_de) on 02.03.2023

In der Backnanger Kreiszeitung war Dienstag ein Artikel zu einem geplanten Wasserstofflabor für rund 300.000,- € in Marbach zu lesen. Den im Artikel genannten Akteuren schrieb ich meine Gedanken zu diesem Thema in Form eines Leserbriefes. Eine erste Antwort ist schon eingetroffen.

In der Backnanger Kreiszeitung war Dienstag ein Artikel zu einem geplanten Wasserstofflabor für rund 300.000,- € in Marbach zu lesen. Den im Artikel genannten Akteuren schrieb ich meine Gedanken zu diesem Thema in Form eines Leserbriefes. Eine erste Antwort ist schon eingetroffen.

Zum Artikel "Schiller-Gymnasium will Wasserstofflabor" bei den Stuttgarter Nachrichten.


Mein Leserbrief zum Artikel:

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion,

bitte veröffentlichen Sie folgenden Leserbrief bei nächster Gelegenheit. Danke!

(Wasserstoff-)Wissenschaft im Elfenbeinturm

Mich wunder schon, warum der Physiker und Prof. Dr. Güntner an einem Gymnasium extra ein teures Wasserstofflabor einrichten möchte, obwohl er die Ineffizienz dieser Technologie eigentlich am Besten wissen könnte. Will da jemand noch auf Kosten der Allgemeinheit seinem Hobby fröhnen?
"Wasserstoff ist eine Zukunftstechnologie" allerdings nicht zum Aufladen von Akkus für E-Bikes und Pedelecs. Bis die Energie der Sonne auf diesem Weg in Antriebsenergie umgewandelt wurde, sind rund 80 % der Ursprungsenergie als Verlustwärme an die Umwelt abgegeben worden. Wollen wir das wirklich? Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen benötigt man kein Labor für 300.000,- €. Da reicht es sich entsprechende Videos anzusehen. Prof. Lesch und Prof. Quaschning zum Beispiel erklären die gravierenden Nachteile der Wasserstofftechnologie in der Mobilität schon mehrfach auch für jeden Schüler verständlich. Statt den Solarstrom vom Dach des Gymnasiums für Wasserstoff zu verplempern, sollte er fast verlustfrei direkt ins Netz eingespeist werden und dadurch Kohle- und Gasstrom aus dem Netz verdrängen. Zugleich würde die Schule damit noch Einnahmen für sinnvollere Dinge im Unterricht erzielen, als Geld und wertvolle Zeit der Lehrer im Wasserstofflabor zu verschwenden.

Prof. Quaschning: "Wasserstoff: Lösung oder Irrweg für die Klimakrise?"

Prof. Quaschning: "Kann uns Wasserstoff aus der Krise retten?"

Prof. Lesch: "Ist Wasserstoff die Lösung?"


Die Antwort vom Solarverein Marbach:

Sehr geehrter Herr Muth,
ich schätze Ihren Einwand durchaus und kenne natürlich die Arbeiten der Professoren Quaschning, Lesch und Co.
Wir haben lange und oft darüber nachgedacht, ob Wasserstoff der richtige "Träger" für einen pädagogischen Ansatz zur Klima- und Energieproblematik ist. Am Ende sind wir auch mit der Lehrerschaft zur Überzeugung gekommen, dass das funktionieren wird. Wasserstoff wird ganz bestimmt nicht das Heilmittel für alle Energiefragen sein, schon gar nicht in den PKWs unserer Großstädte, aber er wird eine wesentliche Rolle spielen, als Rohstoff, als Zwischenspeicher für ansonsten abgeregelten Solar- und Windstrom, als Energie-Transportmittel (zB in Form von Ammoniak) und ... . Man wird dazu Menschen brauchen, die die Dinge durchschauen und zu ihrem Beruf machen. Schauen Sie gern mal die ausführlichere Dokumentation auf unserer Webseite an.
Bezüglich der Vermutung "auf Kosten der Allgemeinheit" kann ich Sie vielleicht ein bisschen beruhigen. Bisher haben wir von staatlicher Seite keinen Cent Zuschuss versprochen bekommen. Und von den 50.000 Kilowattstunden Energie, die unser Verein von seinen PV-Anlagen jährlich erntet, werden vielleicht 2.000 im Elektrolyseur landen, alles andere geht weiter ins Netz.
Mit sonnigen Grüßen
Hans Martin Gündner


Meine Erwiderung dazu:

Sehr geehrter Herr Gündner,

im Leserbrief gehe ich ja nur auf die im Artikel erwähnten Argumente ein. So wird darin zum Beispiel für Wasserstoff in der Mobilität geworben:"Der Clou ist, dass die gewonnene Wasserstoffenergie am Ende vor Ort genutzt werden kann: zum Aufladen von E-Bikes und Pedelecs etwa." Da hat der Autor des Artikels ihr Anliegen wohl nicht richtig verstanden?

Erstens gewinnt man keine Wasserstoffenergie sondern man speichert mit sehr geringer Effizienz eingefangene Sonnenenergie in Wasserstoff und Zweitens ist es doch laut Artikel gerade der Clou, diese gespeicherte Restenergie in der Mobilität zu verschwenden, wie das Beispiel von E-Bikes und Pedelecs zeigen soll. Wenn Sie das so nicht gesagt haben, dann korrigieren Sie doch bitte diese falsche Aussage im Artikel in der Zeitung.

"... auf Kosten der Allgemeinheit": Im Artikel wird auch erwähnt, dass Lehrer schon bereit stehen: "Das FSG habe sogar schon Lehrer in der Hinterhand". Findet der Unterricht auf freiwilliger Basis in der Freizeit der Lehrer und Schüler statt oder während des normalen Unterrichts? Für den normalen Unterricht zahlt doch die Allgemeinheit die Lehrerstunden. Ich denke, die Wasserstofftechnologie ist in der Realität so kompliziert, dass dafür ein Studium notwendig ist. Die Aufmerksamkeit der Schüler auf dieses Thema kann auch im normalen Physikunterricht geweckt werden. Dazu wird kein aufwendiges Wasserstofflabor für 300.000,- € benötigt. Im übrigen besteht ein großer Mangel an Lehrern in den MINT Fächern. Da noch Kapazitäten für eine einzige Technologie abzuzweigen, finde ich bedenklich und eigennützig.


Und noch eine Ergänzung vom Solarverein, der für mich ein besseres, einleuchtenderes Verständnis für das Projekt eines Wasserstofflabors brachte:

Guten Tag Herr Muth,
ich gehe nochmal kurz auf Ihre Bedenken wegen "Verschwendung" von Lehrerkapazität ein. Für mich ist klar, dass man Dinge, die im Unterricht behandelt werden und NACHHALTIG gelernt werden sollen, spannend sein müssen und einen aktuellen Zeitbezug brauchen. Diese Aktualisierungen sind ständige Aufgaben von Lehrkräften. Warum also nicht Energieketten nutzen, die heute in Politik und Industrie heiß diskutiert und mit viel Geld unterfüttert werden? Und: Wir haben hier ein Team von hoch engagierten und qualifizierten Menschen, die den Löwenanteil der Arbeiten ehrenamtlich machen, und Lernkonzepte werden von Studierenden der PH Ludwigsburg und der Hochschule Esslingen in Studien-Abschlussarbeiten entwickelt. Ich sehe in dem Ganzen eher eine WIN-WIN-Geschichte, und JA, es ist ein Hobby von mir, sonst würde ich es nicht machen zusätzlich zu der ganzen Aufklärungsarbeit und Ermunterung für Photovoltaik, die unser Verein leistet.

Damit möchte ich unsere Diskussion gern beenden.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Martin Gündner

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