24.7. Tanz der Lemminge
Ein Artikel in TELEPOLIS "Forscher entsetzt über Folgen der Erderhitzung" erinnerte mich wieder an einen passenden Titel der Band Amon Düll II: "Tanz der Lemminge". Wie die Lemminge alle vier Jahre stürzen sich heute die Menschen in den tödlichen Abgrund.
Schon Ende der sechziger Jahre, um 1969/70 herum, erklärte in einer Fernsehsendung an einem Sonntagnachmittag ein Prof. Huber (?) anhand von Fliegen in einem Terrarium, was uns Menschen bevorsteht, wenn wir einen Kipppunkt in der Entwicklung erreichen. In Zeitrafferaufnahmen war zu sehen, wie sich die Population der Fliegen langsam immer weiter vergrößerte und dann plötzlich zusammenbrach. Übertragen auf die Menschheit wollte er zeigen, dass ab einer bestimmten hohen Todesrate plötzlich die ganze Menschheit von tödlichen Auswirkungen betroffen ist, auch wenn die Randbedingungen wie Wasser und Nahrung immer noch optimal sind. Mich hat dieses Experiment tief beeindruckt.
1972 veröffentlichte dann der Club of Rome seinen Bericht "Die Grenzen des Wachstums". Zeitgleich veröffentlichte die Band Amon Düül II ihr Album "Tanz der Lemminge". Ich schaute nach, was diese Lemminge sind und lernte damals, dass diese Nagetiere im Norden der Erdhalbkugel leben und alle vier Jahre sich als große Gruppe in den Tod stürzen. Das Bild übertrug ich auf den Zustand unserer Gesellschaft. Seit 1972 gehe ich davon aus, dass es zu einem Massensterben unter den Menschen kommen wird, so wie im Experiment von Prof. Huber dargestellt. Heute ist die Legende vom Massenselbstmord der Lemminge widerlegt. Doch das Bild dazu ist in mir tief eingegraben.
Der aktuelle Artikel in TELEPOLIS zeigt heute deutlich, wie sich die Voraussagen von vor 50 Jahren nun beschleunigt erfüllen:
In einem Artikel in Nature wird davor gewarnt, dass bisher in Szenarien die Gefahren extremer Wetterlagen im Zuge der weiteren Erderhitzung für die Nahrungsmittelversorgung unterschätzt werden. Wenn mehrere Regionen gleichzeitig getroffen würden, hätte das katastrophale Folgen.
Die Wissenschaftler:innen fordern vor diesem Hintergrund die Regierungen auf, endlich die Nutzung fossiler Energien so schnell wie möglich zu reduzieren. Es sei alarmierend, dass weiter nichts oder viel zu wenig geschehe, während fossile Konzerne, die im letzten Jahr enorme Profite mit Öl und Gas machen konnten, planen, die Förderung sogar noch auszuweiten.
Der Umweltjournalist George Monbiot vom Guardian bezeichnet das Ringen darum, systematischen Kollaps zu verhindern, daher als einen "Kampf zwischen Demokratie und plutokratischer Reichenherrschaft".