26.2. Von der Diktatur zur Demokratie
Vor kurzem bin ich auf den "Leitfaden für die Befreiung" von Gene Sharp aufmerksam gemacht worden. Obwohl das Buch 1993 entstanden ist, finde ich die Texte daraus für die Diskussion um den Frieden mit Russlan in der Ukraine sehr hilfreich.
Die Albert Einstein Institution hat dieses Buch dankenswerter Weise als PDF-Datei in Deutsch auf ihrer Homepage bereit gestellt.
Hier ein Auszug, der mich über die Forderungen nach Verhandlungen im Krieg Russlands gegen die Ukraine nachdenklich werden lässt:
2. Die Gefahren von Verhandlungen
Geht es nämlich um grundsätzliche Fragen, die religiöse Prinzipien, den Bereich menschlicher Freiheit oder die gesamte künftige Entwicklung der Gesellschaft betreffen, bieten Verhandlungen keine Möglichkeit, zu einer beiderseitig befriedigenden Lösung zu kommen. In einigen grundlegenden Fragen sollte es keinen Kompromiß geben.
...
Das heißt nicht, daß man sich des Verhandlungswegs niemals bedienen sollte.
Es geht vielmehr darum, daß Verhandlungen keinen realistischen
Weg darstellen, um eine starke Diktatur zu beseitigen, wenn eine
machtvolle demokratische Opposition fehlt.
Ausgehandelte Kapitulation?
Individuen und Gruppen, die sich gegen Diktaturen auflehnen und dabei dem Verhandlungsweg den Vorzug geben, haben oftmals edle Motive. Insbesondere wenn ein militärischer Kampf gegen eine brutale Diktatur seit Jahren andauert, ohne daß ein endgültiger Sieg in Sicht ist, ist es nur zu verständlich, daß alle Menschen, ganz gleich welcher politischen Couleur, Frieden wollen. Verhandlungen werden unter Demokraten insbesondere dort zum Thema, wo Diktatoren militärisch eindeutig überlegen sind und die Zerstörung und die Opfer unter der eigenen Bevölkerung nicht mehr erträglich sind. In diesen Fällen wird die Versuchung groß sein, jede Möglichkeit auszuloten, die zumindest einige Zielsetzungen der Demokraten wahrt und gleichzeitig dem Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt ein Ende macht.