9.7. "Nicht reden, sondern tun"
Heute im Radio SWR1 war wieder ein Anstoß zu hören, den ich gerne weiter verbreiten möchte: "Nicht reden, sondern tun".
Besonders beeindruckt hat mich der ehrliche Umgang mit den Sünden der Kirche: "... wir können über das große Versagen der Kirche als Ganzes nicht hinwegsehen, gerade wir Katholiken".
Da hat unser Herr Jesus den Frommen seiner Zeit mal wieder einen eingeschenkt. „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr !, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.“ (Mt 7,21) Will sagen: Es kommt nicht darauf an, was ich rede, was ich fordere, was ich bete, sondern darauf, was ich tue. Es kommt nicht darauf an, dass ich im Vater Unser laut und für alle vernehmlich bete: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe!“ sondern darauf, dass ich auch was dafür tue, dass der Wille Gottes geschieht, dass sein Reich kommt.
Mit dem Satz: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt“, hat Jesus aber nicht nur den Frommen seiner Zeit einen eingeschenkt, sondern auch uns heute. Ganz besonders uns Kirchenleuten, die wir ja gerne davon reden, dass die Kirche an seinem Reich arbeitet, sich dafür einsetzt, dass sein Wille geschieht. Sicherlich gibt es auch heute noch Menschen in der Kirche, die dies in aller Redlichkeit tun, aber wir können über das große Versagen der Kirche als Ganzes nicht hinwegsehen, gerade wir Katholiken.
Was mich in dieser Misere tröstet? Den Willen des Vaters zu tun, ist nicht an Kirchenmitgliedschaft gebunden. Man braucht keinen Taufschein, um sich für das Reich Gottes einzusetzen. Ich kenne viele Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind oder überhaupt nie drin waren. Die aber den Willen des Vaters tun, die am Reich Gottes mitarbeiten, auch wenn sie das selbst nie so nennen würden. Zum Beispiel bei der Tafel, im Hospizverein, in der Flüchtlings- oder Nachbarschaftshilfe oder einer der vielen andern Gruppen, in denen Menschen sich für ihre Mitmenschen einsetzen. Sie erfüllen den Willen Gottes – liebe deinen Nächsten wie dich selbst -, auch wenn sie nicht „Herr, Herr!“ rufen.
von Kalle Grundmann, Koblenz, Katholische Kirche